Matthias

Vor 15 Jahren

Vor genau 15 Jahren, am 25. Februar 1994, erlebte Hebron einen der schwärzesten Tage seiner Geschichte: Der israelische Siedler und ehemalige Offizier der israelischen Armee Baruch Goldstein betrat schwer bewaffnet die Grabstätte von Abraham, Isaak und Jakob und eröffnete das Feuer auf die dort betenden Palästinenser. Bei dem Amoklauf wurden 29 Menschen getötet, 150 wurden verletzt. In den folgenden Tagen entzündeten sich Straßenschlachten in Hebron, bei denen Siedler weitere 19 Palästinenser töteten. Neben Goldstein, der nachdem seine Munition aufgebracht war von der Menge gelyncht wurde, kamen auch 5 Israelis ums Leben.

Das Massaker markiert einen Wendepunkt im Friedensprozess: Es führte auf beiden Seiten zu einer Radikalisierung der Auseinandersetzungen. Zeitlich fällt es mit dem Beginn einer Welle von Selbstmordattentaten palästinensischer Terroristen zusammen. Während der isrealische Mainstream das Attentat scharf verurteilte, gilt Goldstein der radikalen Siedlerbewegung bis heute als Märtyrer, dem sie im israelisch besetzten Teil Hebrons ein Denkmal setzten, das allerdings von der israelischen Armee geschleift wurde. Auch der Mörder von Jitzchak Rabin soll sich für seine Tat von Goldstein inspiriert gefühlt haben.

Goldstein hatte seine politische Herkunft in der rechtsextremen Kach-Partei, die in Reaktion auf das Massaker verboten wurde, im Untergrund aber weiter existiert und sowohl von der EU als auch von den USA als Terrororganisation eingestuft wird. In Israel wird derzeit diskutiert, inwieweit auch der Vorsitzende der gerade mit einem enormen Stimmenanteil in die Knesset eingezogenen Rechtsaußen-Partei “Unser Haus Israel” Avigdor Lieberman früher mit der Kach-Partei verbunden war. Schwierige Zeiten für den Frieden. (Vgl. auch Uri Avnerys Sicht zum Wahlausgang und zur Rolle, die Lieberman spielen könnte.)

Vermutlich ist für viele Siedler in Hebron und anderen Teilen der Westbank auch der heutige Tag ein Anlaß, Goldsteins Tat wie schon zu früheren Jahrestagen zu feiern.

Verschiedene Medien erinnern heute an das Massaker, unter anderem das Deutschlandradio mit einem Kalenderblatt.

Nachtrag: In leicht veränderter Form habe ich diesen Beitrag auch in meinem Blog beim neuen “Freitag” veröffentlicht.

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