Archiv für die Kategorie 'Unterwegs'

Kristina

Ueber den Jordan

Ma Salame Al Khalil, Susiya, Cordoba Schule, Muhamad, Zahar, Naheel, Samir, Hilda, Hamed, Catherine, Jabaarijs, Nawwal, Munir, Badee”, Issa, Amiel, Arik Asherman, Yehuda Shaul und wie sie alle heissen. Tschuess Olivenbaeume, Herbstzeitlose, Sand, Steine, Zatar und Magloube. Auf nimmer Wiedersehen Siedler und Soldaten.
Eineinhalb Wochen traenenreiche Abschiede liegen hinter uns und das Schlimmste war der Abschied von Ashwin, Tina, Michal und den anderen Kollegen unseres Teams 28. Was fuer ein Vierteljahr! Ich kann nur sagen: Danke, was fuer eine Ehre mit all diesen Menschen (mit Ausnahme der Siedler und Soldaten) zusammen gearbeitet zu haben! EAPPI ist unbedingt empfehlenswert!
Und weil Reisen schoen ist: seit gestern Nacht bin ich mit meinem Gastfotografen in Jordanien (Petra) – yip!

Unser Team 28 nach dem Abschlussgottesdienst in der Erloeserkirche in Jerusalem

Unser Team 28 nach dem Abschlussgottesdienst in der Erloeserkirche in Jerusalem

Kristina

Yanoun – Siedler = ?

Yanoun hat etwa 150 Einwohner. Wer Hebron mit seinen 170.000 Einwohnern gewohnt ist, findet Yanoun klein. Die Yanouner halten den Ort aber für groß genug, um ihn in zwei Ortsteile zu teilen: in Ober- und Unter-Yanoun. Der Ort ist wunderschön gelegen und man kann an manchen Aussichtspunkten bis nach Jordanien und ins Jordantal schauen. Es wäre ein Paradies, wenn da nicht etwa alle vierzehn Tage während des Shabbats Siedler der umliegenden Berge mit ihren M16 durch den Ort patrouillieren und die Bewohner verängstigen würden. Die Tage in Yanoun heißen daher Sunday, Monday, Tuesdays, Wednesday, Thursday, Friday und Settlersday.

Die Siedler sehen das natürlich völlig anders: in deren Augen scheinen die Dorfbewohner allesamt Terroristen zu sein und daher wird der Ort von allen Seiten mit Hilfe von Wachtürmen und Scheinwerfern Tag und Nacht überwacht. Das hat zumindest den Vorteil, dass die Bewohner keine eigene Straßenbeleuchtung brauchen. 

Die Antwort auf die Eingangsformel muss also lauten: ? = Paradies

Weil ich mich nicht entscheiden konnte, welche Fotos ich hochlade, gibt’s an dieser Stelle ‘ne große Galerie:

Matthias

Akko

Während der Exposure Week vergangene Woche waren wir unter anderem auch in Akko.

Akko ist eine Stadt, in der Juden und Araber eigentlich sehr friedlich zusammenlebten. Nun ist sie aber in den vergangenen Wochen als Ort von schweren Ausschreitungen durch die Medien gegangen: Zum Jom-Kippur-Fest, dem jüdischen Versöhnungsfest und höchsten Feiertag, ruht in Israel das öffentliche Leben. Es ist verpönt, Auto zu fahren, der öffentliche Nahverkehr ruht, die Fernsehsender stellen ihr Programm ein (und die Videotheken machen mehr Umsatz als irgendwann sonst). An diesem Tag fuhr ein israelischer Araber mit seinem Auto durch ein jüdisches Wohnviertel. Warum er das tat, scheint nicht ganz klar zu sein — vermutlich war er nur auf dem Weg nach Hause, es wird aber auch behauptet, er sei mit lauter Musik in provokativer Ansicht unterwegs gewesen. An dieser (bewußten oder nur so verstandenen) Provokation entzündeten sich schwere Auseinandersetzungen zwischen Juden und Arabern, Straßenschlachten, zerstörte Wohnungen, Wasserwerfereinsätze, Verhaftungen. Das Alternative Theaterfestival von Akko wurde zunächst abgesagt und konnte schließlich nur stark eingeschränkt stattfinden.

Ein Übergreifen der Unruhen auf andere Städte wurde befürchtet, die isrealische Politik war in hellem Aufruhr.

Zunächst schien es unsicher, ob es möglich sein würde, überhaupt nach Akko zu fahren. Letztendlich stellte sich die Situation aber völlig anders da als erwartet: In der historischen Altstadt von Akko, die vor allem von Arabern bewohnt ist, war von den Unruhen kaum etwas zu spüren. (Touristisch ist Akko ein Juwel: Enge Straßen, die aussehen, als seien sie seit Jahrhunderten unverändert, Händler die Gewürze verkaufen oder Fische, die so frisch sind, daß sie fast aus den Plastikwannen hüpfen, dabei nichts von dem Trubel des Suq von Jerusalem mit seinen Hunderten Kitschverkäufern und Touristenfallen.)

Die schönste Begegnung hatten wir dann mit diesem Händler, der einen der im Nahen Osten allgegenwärtigen Stände betreibt, die frischen Granatapfel- oder Orangensaft verkaufen:

Er hatte uns auf Deutsch angesprochen und eine wilde Geschichte von seinem Onkel erzählt, der in Deutschland Professor ist und den er schon mehrfach besucht hat. Die zahlreichen Brocken Deutsch, die er sprechen konnte, gipfelten schließlich in schwäbischen Zungenbrechern.

Neben uns stand ein jüdisches Paar, es entwickelte sich eine multireligiöse und multilinguale Konversation über die Unruhen: Aus Sicht der Beiden sind die Unruhen weniger ein religiöser Konflikt als ein Konflikt der Armen gegen die Armen. Schauplatz der ersten Auseinandersetzungen seien arme jüdische und arabische Viertel, andere Gruppen seien dann auf den Zug aufgesprungen und hätten die Lage für sich genutzt. Eskaliert sei die Entwicklung vor allem durch die Beteiligung von Juden, die früher in Gaza gelebt hatten und die nach der Räumung des Gaza-Streifens durch Israel 2003 in Städte wie Akko umgesiedelt wurden. Eine persönliche Sicht natürlich, aber nachvollziehbar: Deprivation statt Religion als Auslöser von Unzufriedenheit, Spannungen und Gewalt, wie so oft und überall auf der Welt.

Ein Hoffnungsschimmer:

Auf einem Platz vor der Altstadt hatten Friedensaktivisten eine große Sukka aufgestellt, eine Laubhütte, wie sie von den Israelis beim Sukkot-Fest benutzt wurde. Sie wurde als Begegnungsort verwendet, in dem Juden und Moslems, darunter jüdische Rabbis und muslimische Sheikhs sich trafen und das Geschehen diskutierten. (Hier ein Artikel aus Haaretz.)

(Bilder und Text: Matthias)

Matthias

Shabbat Attack (2)

Noch eine Anekdote am Rande zu dem, was am vergangenen Samstag in Hebron passiert ist:
Kurz bevor uns die Polizei von dem Gelände im Wadi Al Hussein vertrieb, mußte sie noch ein anderes Problem lösen: Einer der Polizei-Jeeps hatte sich in herumliegendem Stacheldraht verfangen (auf dem Bild nur schwer zu erkennen):

Nach einigen wenig erfolgreichen Versuchen, den Stacheldraht, der sich um die Vorderachse gewickelt hatte, durch Hin- und Herfahren zu entfernen, mußte die Polizei auf Hilfe von unerwarteter Seite zurückgreifen: Erst als der Vater der palästinensischen Familie, also der Besitzer des Grundstücks, um das von den Siedlern bedroht wird, den Polizisten zur Hilfe kam, gelang es, das Auto zu befreien.
So einfach könnten die Dinge in Palästina sein.
(Bild und Text: Matthias)

Kristina

Goodbye Gastfotografen

Das Hebron-Team wünscht unseren Gästen und Gastfotografen aus Halmstad (Schweden) und insbesondere Nürnberg eine gute Heimreise! Wir trinken ein alkoholfreies Bier auf Euer Wohl!

Bild: Die weibliche Hälfte des Hebron-Teams samt Gästen im Wohnzimmer von Mohammed und seiner Familie.

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