Archiv für die Kategorie 'Hebron'

Kristina

Neues aus Um Al Keir

Der letzte Eintrag ist schon eine ganze Weile her. Höchste Zeit, das Blog zu reaktivieren. Und was gibt es da besseres als dieses Video, auf das ich in den letzten Tagen gestoßen bin:


vimeo Direkt

Der Film dreht sich um Eid, einen Bewohner von Um Al Keir, einem kleinen Dorf in den Bergen südlich von Hebron. In diesem Ort leben palästinensische Flüchtlinge, die – ich glaube in den 50er Jahren – von Israel an diesen Platz umgesiedelt wurden. Nun sind sie erneut bedroht – diesmal von der israelischen Siedlung Karmel, die immer näher an ihr Dorf heranrückt. Aber darum geht es in diesem Film nur am Rande. Eigentlich geht es um Eids Hobby: das Bauen von Modellfahrzeugen aus Plastikmüll und Metallschrott. Und es sind nicht irgendwelche Modelle, die er baut – es sind Nachbauten israelischer Fahrzeuge, die ihm das Leben in Um Al Keir zur Hölle machen können; beispielsweise das Modell eines Bulldozers, der sein Haus zerstört hat.

Wer sich näher mit Um Al Keir beschäftigen möchte: im Artikel Hinter Gittern gibt es nähere Informationen.

Kristina

Auf freiem Fuß (II)

Jetzt ist es amtlich: Gestern meldete die israelische Tageszeitung Haaretz, dass die Klage gegen den israelischen Siedler Ze’ev Braude fallen gelassen wird. Er hatte im Dezember 2008 zwei Palästinenser angeschossen hat und war dabei von einem B’tselem-Aktivisten gefilmt worden.

Für die Niederschlagung der Klage sorgte kein geringerer als der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak höchst persönlich. Der Grund für die Einstellung des Verfahrens? Es gäbe einen geheimen Beweis, der Ze’ev Braude entlasten würde, aber der darf nicht genannt werden, weil er die Staatssicherheit gefährden könnte – so einfach ist das.

Mehr Informationen gibt es innerhalb des Blogs unter anderem bei Auf freiem Fuß und außerhalb bei B’tselem.

Kristina

Auf freiem Fuß

Israels Rechtssystem zeigt sich in diesen Tagen von seiner dunklen Seite: Dem israelischen Friedensaktivisten Ezra Nawi droht eine Gefängnisstrafe, weil er gewaltlos versucht hat, eine Hauszerstörung zu stoppen. Auf der anderen Seite soll nun eine Klage fallen gelassen werden gegen den israelischen Siedler Ze’ev Braude. Er hatte am 4. Dezember 2008 das Feuer gegen eine palästinensische Familie eröffnet und drei Familienmitglieder verwundet. Die Tat wurde von Jamal Abu Sa’ifan per B’tselem-Videokamera aufgezeichnet. Hier das Video:


YouTube Direkt

Kurz vorher, ebenfalls am 4. Dezember 2008, war die israelische Siedlung Beit HaShalom durch israelisches Militär geräumt worden, woraufhin es zu brutalen Ausschreitungen von Siedlern gegenüber Palästinensern kam. Die Familie, die Opfer des Siedlerübergriffs wurde, wohnt etwa 500 Meter Luftlinie von Beit HaShalom entfernt, direkt unterhalb der anderen israelischen Siedlung Kiryat Arbaa. Die Tat geschah, kurz nachdem ich nach Deutschland zurückgekehrt bin. Wir hatten die palästinensische Familie aber bereits vorher mehrmals besucht, weil sie schon in der Vergangenheit unter Übergriffen wie Steinwürfen oder Beschimpfungen zu leiden hatten. Heute ist in dem ehemaligen Siedlungsgebäude Beit HaShalom übrigens israelisches Militär stationiert.

Warum soll die Klage gegen den israelischen Siedler Ze’ev Braude nun eingestellt werden? Ganz einfach, weil Israels oberster Gerichtshof erklärt hat, dass ihm Beweise vorlägen, deren Veröffentlichung die Staatssicherheit verletzen würden. Das berichtete das Israelische Informationszentrum für Menschenrechte in den Besetzten Gebieten B’tselem am 8. Juni 2009:

Today [8 June 2009], it was reported that, following Supreme Court Justice Elyakim Rubinstein’s order that the state reveal privileged evidence in the case, the Jerusalem District Attorney’s Office intends to withdraw the indictment against Braude. The minister of defense had declared evidence privileged, contending that its disclosure would harm state security.

Wenn man gar nicht mehr weiter weiß, gibt’s also geheime Beweise, die die Staatssicherheit bedrohen könnten. Na dann.

Kristina

Hinter Gittern

Ezra Nawi, ein israelischer Friedensaktivist der Organisation Ta’ayush, hat mit uns in Hebron und Umgebung regelmäßig zusammengearbeitet. Wir haben zum Beispiel gemeinsam palästinensische Familien begleitet, die Opfer von Siedlerübergriffen geworden sind. Jetzt soll er ins Gefängnis, weil er 2007 versucht hat, eine Hauszerstörung durch das israelische Militär zu verhindern.

So weit ich weiß, handelt es sich um eine Hauszerstörung in Um Al Kher, einer Beduinen-Siedlung in den Bergen südlich von Hebron. Die Beduinen-Familien wurden ursprünglich aus Israel vertrieben und haben Flüchtlingsstatus (ich glaube, sie kamen aus der Negev-Wüste). Jetzt leben sie in der Westbank in Area C, das heißt sie haben praktisch keine Chance, Baugenehmigungen für Zelte, Häuser oder was auch immer zu bekommen. Wenn sie trotzdem bauen, rücken die Bulldozer an.

Das war 2007 der Fall, als Ezra dort war und das war letzten Herbst so, etwa eine Woche, nachdem wir die Familien mit einem Vertreter von UNOCHA besucht hatten. Das absurde ist, dass einen Steinwurf von Um Al Kher entfernt die israelische Siedlung Karmel steht mit dutzenden Trailern, also Außenposten, die – da trau ich mich wetten – bestimmt auch nach israelischem Recht illegal aufgestellt wurden. Nachdem die israelische Siedlung in der Westbank steht, also auf palästinensischem Land, ist natürlich ganz Karmel mit und ohne Außenposten, nach internationalem Recht illegal.

Ezra hatte also allen Grund, sich gegen die Hauszerstörung einzusetzen. Sein couragiertes Handeln soll nun aber bestraft werden. Ich würde mich freuen, wenn Sie die Kampagne unterstützen, zum Beispiel indem Sie die vorformulierte email auf folgender Website absenden: www.freeezra.org. Dort finden Sie auch weiterführende Informationen.

Hier der Film von der Hauszerstörung 2007, die Ezra (der Mann mit der grünen Jacke) verhindern wollte:


YouTube Direkt

Und hier noch ein paar Fotos von Um Al Kher vor …

… und nach der Hauszerstörung letzten Herbst 2008:

Kristina

Besetzerwechsel

Jetzt ist es offiziell: in der vor drei Monaten evakuierten Siedlung Beit HaShalom werden Soldaten stationiert. Das war wohl auch bisher schon der Fall, zumindest hat mir das schon vor Wochen ein Bekannter aus Hebron geschildert. Vermutlich werden aber die Soldaten im Haus nun aufgestockt.

Der Eigentümer kann das Haus also weiterhin nicht nutzen, von Mieteinnahmen natürlich ganz zu schweigen. Das musste ihm ohnehin klar gewesen sein, denn das Haus wäre zweifellos nicht lange leer geblieben und vermutlich schon am Tag nach der Evakuierung erneut durch militante Siedler besetzt worden. Die Besetzer wechseln, die Besatzung bleibt. Ob das Haus je seinen ursprünglichen Zweck erfüllen und an Palästinenser vermietet werden wird, bleibt daher mehr als fraglich.

Der Kommentar eines von der Haaretz interviewten Siedlers entbehrt da nicht einer gewissen Komik, wenn er darauf hinweist, dass die Truppenstationierung das Leben tausender Juden aufs Spiel setze, die die Straße nahe des Beit HaShalom nutzen. Welch ungewohnt pazifistische Züge…

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