Monatsarchiv für Oktober 2008

Kristina

Kicked out again

Ein neuer Tag und ein erneuter Rauswurf aus dem von Israel kontrollierten Teil Hebrons. Ashwin und ich haben heute morgen den School Run übernommen. Wie gewohnt stand ich oberhalb der israelischen Siedlung Beit Hadassa, nahe der palästinensischen Cordoba-Schule während die Kinder in die Schule liefen. Um etwa halb acht kamen dann etwa dreißig oder vierzig Siedler aus Beit Hadassa, haben getanzt, gesungen und ihren Feiertag Simchat Torah eingeläutet.

Hätte ich die gleiche Szene in Westjerusalem gesehen, hätte ich mich gefreut. Hebron ist aber nicht Westjerusalem, was man auch daran erkennt, dass zwei etwa zehnjährige Jungs in Richtung Cordoba-Schule laufen wollten, glücklicherweise aber von zwei älteren Siedlerinnen davon abgehalten wurden.

Die Siedler blockierten die gesamte Straße, so dass die palästinensischen Kinder auf ihrem Schulweg mitten durch die tanzende Menge laufen mussten. Als ich am Fuß der Treppe ankam, um sehen zu können, ob die Kinder passieren dürfen, kam mal wieder die israelische Polizei. Sie erzählte mir, der komplette durch Israel kontrollierte Teil Hebrons (H2) sei erneut eine Closed Military Zone (was offensichtlich ausschließlich für uns Internationale galt) und ich solle gehen, weil sie mich andernfalls inhaftieren würden.

Als wir den Checkpoint passierten und in den palästinensischen Teil Hebrons kamen, haben wir drei vielleicht sechsjährige Cordoba-Schüler getroffen. Soweit wir sie verstanden haben, hatten sie wegen der Siedler Angst, in die Schule zu gehen. Glücklicherweise erbarmte sich eine ältere Schülerin, rief ihnen “Yalla” zu, was soviel bedeutet wie “Auf geht’s” oder “schnell” und nahm die Jungen mit. Da kann man nur hoffen, dass es heute trotz allem ruhig blieb.

Heute hatte ich Gelegenheit mit Janet Benvie zu sprechen, der 53-jährigen britischen Friedensaktivistin des Christian Peacemaker Teams, die am Samstag von einem Siedler mit der Faust ins Gesicht geschlagen wurde. Sie erzählte mir noch ein paar Details, die ich gerne an dieser Stelle veröffentlichen möchte.

Die Soldaten kamen am vergangenen Samstag noch während der Attacke an. Sie mussten zumindest aus der Entfernung noch etwas gesehen haben. Als Benvie die Soldaten sah, rief sie ihnen zu, dass die Siedler sie attackiert hatten und dass die Soldaten diese festhalten sollen. Nachdem die Soldaten sie ignorierten, lief sie ihnen und den Siedlern nach und wiederholte ihre Forderung immer wieder. Anstatt jedoch die Siedler festzuhalten, drängten die Soldaten die Siedler zu gehen indem sie sie geradezu wegstießen und ihnen den Weg zeigten in welche Richtung sie  verschwinden sollten. 

 Das zweite interessante Detail: Obwohl Benvie mehrmals eine Aussage machen wollte, sprachen die Polizisten mit ihr ausschließlich darüber, dass sie gehen solle, weil es nun eine Closed Military Zone sei. 

Wie bereits berichtet, waren Janet Benvie und Abed Hashlamoun (der verletzte Fotograf) gestern bei der israelischen Polizei, um ihre Aussage zu machen. Erfreulicherweise schienen die Polizisten gestern interessiert an der Aufklärung. Benvie ging mit ihnen zwei Stunden glücklicherweise sehr gute Videomaterial durch, das von einem Filmteam aufgenommen worden war. Ich vermute, das Interesse hängt sehr stark damit zusammen, dass der Vorfall eine große internationalen Aufmerksamkeit nach sich zog.

Kristina

Shabbat Attack (3)

Der verletzte Fotograf Abed Hashlamoun

 

Bild: Der verletzte Fotograf Abed Hashlamoun

Die Olivenernte in Tel Rumeida hat es heute auf die erste Seite der Middle-East-Section von BBC News gebracht. Der Artikel und insbesondere das Foto von der Attacke lohnen sich! Ein weiterer Artikel dazu fand sich in der Jerusalem Post gestern (dummerweise find ich ihn heute nicht mehr). Dort wurde erwähnt, dass der Fotograf nach der Attacke offenbar einen Stein in Richtung der Siedler geworfen hat. Den ganzen Beitrag lesen »

Matthias

Ka-ka-kana

Zur Auflockerung noch die Antwort auf eine bislang unbeantwortete theologische Frage: Warum eigentlich Kana? (Sorry an die nicht des Englischen Mächtigen, es gibt leider keine synchronisierte Fassung …)

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Sprecher ist Kristinas Mitstreiter Lars aus Schweden.

Matthias

Shabbat Attack (2)

Noch eine Anekdote am Rande zu dem, was am vergangenen Samstag in Hebron passiert ist:
Kurz bevor uns die Polizei von dem Gelände im Wadi Al Hussein vertrieb, mußte sie noch ein anderes Problem lösen: Einer der Polizei-Jeeps hatte sich in herumliegendem Stacheldraht verfangen (auf dem Bild nur schwer zu erkennen):

Nach einigen wenig erfolgreichen Versuchen, den Stacheldraht, der sich um die Vorderachse gewickelt hatte, durch Hin- und Herfahren zu entfernen, mußte die Polizei auf Hilfe von unerwarteter Seite zurückgreifen: Erst als der Vater der palästinensischen Familie, also der Besitzer des Grundstücks, um das von den Siedlern bedroht wird, den Polizisten zur Hilfe kam, gelang es, das Auto zu befreien.
So einfach könnten die Dinge in Palästina sein.
(Bild und Text: Matthias)

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