Monatsarchiv für Oktober 2008

Kristina

Jom Kippur meets Käthe Wohlfahrt

Seit gestern Abend habe ich wieder ein paar Tage Auszeit, die ich mehr als genieße. Jerusalem zu Jom Kippur müsste eigentlich ungefähr so sein wie Rothenburg zu Weihnachten: Aber bisher habe ich noch kein jüdisches Pendant zu Käthe Wohlfahrt entdeckt. Der Hang zum Kitsch ist offenbar doch stärker im Christentum verankert…

 

Wir waren heute mal wieder in der Grabeskirche und es war wie immer: man fühlt sich wie in einem Computerspiel. Überall Priester, die Weihrauchbehälter schwenken und wäre man im Spiel gäbe es fürs Einatmen vermutlich Punktabzug und man würde ein Leben verlieren, wenn einen der Weihrauchbehälter trifft.

Dafür gäbe es Energiepunkte, wenn man Jesu Grab berührt und Ziel des Spiels wäre vermutlich, den Platz in der Kirche zu küssen, von wo aus er ganz bestimmt in den Himmel aufgefahren ist – neben ungefähr fünfzehn anderen Himmelfahrtsplätzen in Jerusalem die auch garantiert echt sind…

Als Bonuslevel müsste man dann noch ein Kreuz die Via Dolorosa hochtragen und die Kunst dabei wäre es, möglichst wenig (oder möglichst viele  -da bin ich mir unsicher) Pilger-Philippinos dabei umzubringen, die immer wieder versuchen würden einem das Kreuz abzunehmen und ganz alleine zu tragen…

 

Gastfotograf: Matthias Damm
Gastfotograf: Matthias Damm

 

 

Gastfotograf: Matthias Damm
Gastfotograf: Matthias Damm

 

 

 

Kristina

Good bye Golanies!

Dear Golanies:
Welcome to my weblog and Happy Jom Kippur!

Heute war zum School Run große Abschiedsparty der Golani Brigade am Gilbert Checkpunkt und danach in der ganzen H2-Area. Alle in bester Stimmung, singend, tanzend und für die Kamera posend – einfach nur Jungs, die sich auf Jom Kippur freuen… Was für ein Glück für die Schulkinder, die so schnell wie nie passieren durften.

Als wir an den Checkpunkt kamen wurde laut “EAPPI” gerufen und applaudiert – kaum zu glauben, dass das die gleichen Soldaten waren, die wir im Checkpoint-Alltag kennen gelernt haben. Und auch wir wurden fotografiert für’s Soldatenpoesiealbum…
Einer der Soldaten kam später auf Tina und mich zu und meinte, er möchte doch ein Foto zusammen mit den “Blondes against Occupation”. Hier eine kleine Fotoserie (ein paar Soldaten waren ganz scharf drauf, sich im Internet wieder zu finden):

Kristina

34 Stunden in Bildern

Viel mehr Zeit bleibt mir heute leider auch nicht, aber zumindest ein paar Zeilen schaffe ich… Von Freitag neun Uhr morgens bis Samstag so gegen fünf Uhr abends waren wir ununterbrochen im Einsatz:

  1. Olivenernte im Wadi Al Hussein bei der Bauernfamilie, die eingekeilt zwischen den israelischen Siedlungen Quiriat Arbaa, Givat Havot und dem neuen Settlement “Beit ha Shalom” lebt und auf deren Grund nun auch noch eine Zeltsynagoge steht. 
  2. Susiya: Schaf schlachten, Wasser pumpen und unter Olivenbäumen verstecken, nachdem die gesamte Ortschaft zur geschlossenen militärischen Zone erklärt worden ist
  3. Wie jeden Shabbat: Begleitung der Bauernfamilie bei der wir den Tag vorher Oliven geerntet haben. 
Und hier das Ganze in Bildern:
Kristina

34 Stunden

Es passiert zu viel als dass ich es aufschreiben könnte. Morgen gibt’s mehr. Heute nur ein link zur Olivenernte vergangenen Freitag, bei der Familie, die wir wöchentlich insbesondere während des Shabbats begleiten. Von friedlichem Oliven pflücken konnte leider keine Rede sein. Übrigens: Die Fusstritt-Sequenz habe ich gefilmt.

Matthias

Kino-Tipp (4): Beaufort

Ich bin mir nicht sicher, ob das ein Kino-Tipp ist, aber zumindest ein Hinweis:
Für den Auslands-Oscar war dieses Jahr mit Joseph CedarBeaufort ein weiterer Nahost-Film nominiert, unterlag dann aber den österreichischen Fälschern.

Beaufort ist die Verfilmung von Ron Leshems Roman Wenn es ein Paradies gibt.

Wie auch das Buch ist der Film wohl ein recht harter Kriegsfilm, ein Kammerspiel über das Tun und Lassen der israelischen Soldaten im zweiten Libanonkrieg. Kristina hat das Buch gelesen, vielleicht will sie hier ja noch etwas ergänzen …

… Ja, das will ich gerne machen: Zum Film kann ich nichts sagen, aber das Buch finde ich äusserst lesenswert. Ich wollte schon lange mal einen Artikel darüber schreiben, hab’s aber nie geschafft. Das Buch hilft, die Denkweise und Gefühlswelt israelischer Soldaten nachzuvollziehen. Schön zu lesen ist es nicht im Sinne von: “Ja genau, das denke ich mir schon lange, endlich bringt es jemand auf den Punkt!”. Im Gegenteil: die Soldaten philosophieren zum Beispiel darüber, wie sie am besten “Araber” verschwinden lassen könnten oder was sie mit der Leiche eines ‘Kameradenmörders’ so alles anstellen möchten. Wie gesagt: schön zu lesen ist es nicht aber es wirkt authentisch. Der Autor ist so weit ich weiss Journalist bei Haaretz und war wie jeder Israeli mehrere Jahre beim Militär.

Obwohl Beaufort diverse Preise und Nominierungen aufzuweisen hat (neben dem Oscar einen Silbernen Bären auf der Berlinale 2007 für die Regie und einen Sack voll Preise bei den Preisen der israelischen Filmakademie), ist er am internationalen Publikum vorbeigegangen. So hat er unter anderem im Deutschland wohl keinen Verleih gefunden und ist auch noch nicht auf DVD erhältlich. In Großbritannien ist die DVD-Ausgabe bereits zum Ramsch-Preis verfügbar (z.B. hier oder hier).

Hier noch der Trailer:

 


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