Matthias

Nahost-Kino

epd Film widmet sich im eben erschienenen November-Heft der Filmszene Israels. Anlaß ist wohl, daß kommende Woche, wie erwähnt, der Film “Waltz with Bashir” in Deutschland ins Kino kommt (der, wie ebenfalls bereits erwähnt, unbedingt sehenswert ist).

Neben einer ausführlichen Filmkritik von Georg Seeßlen und einem Interview mit dem Regisseur Ari Folman beschreibt ein auch online verfügbarer Artikel von Marli Feldvoß die Entwicklung des israelischen Kinos. Dieses habe in den vergangenen Jahren nicht nur einen Boom erlebt, sondern auch eine Emanzipation durchgemacht:

Man braucht im Grunde nur ins Kino zu gehen, wenn man sich mit den unterschiedlichen Problemen des Einwanderungslandes auseinandersetzen will, dessen Bevölkerung, wie sich heute zeigt, partout nicht in einem Melting Pot aufgehen will, wie es die Gründerväter beabsichtigten, sondern in eine bunt gewürfelte Stammesgesellschaft mit vielen partikularen Interessen zerfällt. Dieser Tatsache kommt die »Neue Welle« des israelischen Kinos entgegen, die sich in den letzten Jahren herausgebildet hat. Hauptmerkmal dieser Strömung ist, dass die Filmemacher sich nicht mehr der zionistischen Doktrin verpflichtet fühlen, sondern mit der eigenen Stimme sprechen, ihre persönliche Sichtweise hervorkehren – das Ich und nicht das Wir –, Fragen der eigenen Identität in den Mittelpunkt stellen.

Seeßlen diskutiert (und verteidigt) in seiner Filmkritik die Entscheidung Ari Folmans, seinen dokumentarischen Film in der ungewöhnlichen Form des Trickfilms zu drehen:

In dieser Form [des Trickfilms] hebt sich eine “Geschichte von unten” auf; an die Stelle eines mächtigen technologischen Apparates, der immer einen Rest des Obszönen hat gegenüber dem realen Leiden von Menschen in der Geschichte, tritt die subjektive und subversive Kraft des Zeichenstifts. Hier ist das Autobiografische keine Behauptung mehr. Denn die Stilisierung des Films entfernt sich weit vom State of the Art der computergenerierten Animation der Blockbuster: Es sind Bilder, die die Erinnerung zurückfordern von der “offiziellen Lesart”, von der Medienhysterie.

Das Heft sollte spätestens in den nächsten Tagen im Zeitschriftenhandel auftauchen.

(Text vom Blogvertretungslückenfüller Matthias)

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