07.09.2008
Pitta Undercover
Es ist verdammt hart sich bei dieser Hitze ramadankompatibel zu verhalten, sprich nichts in der Öffentlichkeit zu essen oder zu trinken. Wir werden aber langsam immer durchtriebener und unsere Strategien werden ausgefuchster. Wenn wir beispielsweise Familien besuchen und sie kurz aus dem Raum gehen, schieben wir schnell ein paar Cookies ein und holen unsere Wasserflaschen raus. Das Problem ist allerdings: vermutlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir erwischt werden… Aber zum einen ist es verdammt lustig und zum anderen schlicht überlebensnotwendig.
Glücklicherweise gibt es auch den ein oder anderen Kollaborateur: Der Besitzer des Freedom Coffeeshop im alten Souq zum Beispiel hat uns heute ein Versteck eingerichtet, in dem wir Undercover-Pitta mit lecker Käse, Gemüse und schön viel Wasser gereicht bekamen.
Hmmm. Ich fände es nicht gut, ostentativ zu essen, während die Moslems fasten müssen. Aber könnt ihr euch nicht jeden Tag eine halbe Stunde irgendwohin zurückziehen? Wenn ihr dann trotzdem "erwischt" werdet, wo ist das Problem? Ihr habt euren guten Willen bewiesen, aber ihr seid nun mal keine Moslems.
Beste Grüße
Jörg
Hm…ich glaube die Gedanken von Jörg sind zu theoretisch für Hebron…
Mich würde mal interessieren was das für "cookies" sind die Kristina da immer in sich reinstopft…
Die Ramadan-Geschichte ist tatsächlich ein heißes Eisen: zum einen müssen wir was essen und trinken, zum anderen haben wir aber praktisch keine andere Möglichkeit als die Familien- oder Ladenbesuche. Denn auf offener Straße kann man angefeindet werden, was zwar sicher nicht sonderlich tolerant ist, wir aber nicht ändern werden. Wir verziehen uns auch manchmal in Hauseingänge. Der Punkt ist: zumindest nach außen hin hält jeder das Fasten ein. Und was ich ziemlich krass finde: Kinder müssen, laut einer Ladenbesitzerin mit großem Herz und trickreichen Ideen für verstecktes Essen, schon ab 8 Jahren komplett mitfasten. Manche fangen schon mit 6 Jahren an. Dementsprechend grausam ist es natürlich, auf offener Straße mal gemütlich die Wasserflasche aus der Tasche zu fischen. Und nachdem es sich nicht lohnt zwischen dem morgendlichen und mittäglichen School Run nach Hause zu gehen, haben wir uns eben dafür entschieden “ostentativ zu essen”.
Aber: es gibt auch unter den Muslimen Ostentativesser! In so manchem Versteck trifft man Raucher, Teetrinker und Teilchenesser…
…dementsprechend ist heimliches Essen also als Einstiegsdroge zu verstehen, über die man dann zum (Tee-)Trinker, Raucher und wer weiss was sonst noch werden kann. Wie gesagt pass auf Dich auf Kristina…
Vielen Dank für den guten Rat, lieber Klaus!
Da muss ich in der Tat aufpassen und immer an die Elektrolyte denken!